Mittwoch, 15. August 2012

Berlin - Wieviel ist ein Häftling wert? Menschenverwahrung

Wieviel darf einem Häftling entzogen werden, wenn er sich nicht systemkonform verhält?

Vor allem, darf ihm Nahrung vorenthalten werden, um angeblich aggressives Verhalten des Häftlings zu bestrafen, mit dem Ziel ihn ruhig zu stellen und in den Knastalltag zu integrieren. Und als letzte Fragestellung, darf das Ausmaß der vollzogenen Straftat des Häftlings für die Bestrafung innerhalb der Gefängnismauern herangezogen werden?

So geschehen in der zweitgrößten deutschen Haftanstalt für Männer in Deutschland, in Berlin Tegel, bereits seit 1898 existiert diese Justizvollzugsanstalt und sie stand desöfteren schon in der Kritik: Personalmangel bei Überbelegung, schlechte Haftbedingungen (der europäische Gerichtshof erklärte einige Zellen aufgrund ihrer Größe vor wenigen Jahren für menschenunwürdig und nicht zumutbar) .

Peter J. ist Knacki in Tegel, er war der Briefkastenbomber und sitzt eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen versuchten Mordes ab. Nun gilt dieser Mann als äußerst aggressiv und nicht berechenbar, als er jüngst aus einer psychatrischen Untersuchung heraus zurück in der Strafvollzug gebracht werden sollte, rastete er angeblich aus und prügelte auf eine handvoll Wärter ein, sodass diese Prellungen und Schürfwunden erlitten. Angeblich, da weitere Insassen die Situation auch mitbekamen und bestreiten das Peter J. zugeschlagen hat. Nun wurde Peter J. in die Sicherheitsverwahrung verfrachtet, eine 6,3 qm große Zelle ohne direkten Zugang.

Normalerweise werden renitente Häftlinge mit Fernsehentzug, Besuchsverbot und Einkaufssperren zur Ruhe gebracht, in Tegel hielt man Peter J. wohl für sooo gefährlich, dass er sich oder andere mit mit einer warmen Mahlzeit hätte verletzen oder gar umbringen können. Naja nicht ganz das Plastikbesteck sei schuld gewesen, denn selbst mit einem Plastiklöffel hätte er sich oder die Wärter ja gefährden können, so verlautete es zu diesem Vorfall aus Haftanstalt in Tegel, so hat man ihm kurzerhand die warme Mahlzeit vorenthalten und ihn stattdessen 8 Tage lang bei Tee und Käsebroten gehalten. 2 Liter Tee und morgens Käsebrote, abends Käsebrote, die warme Mahlzeit hätte er ja nicht ohne Besteck essen können, wie soll sowas denn auch gehen, etwa mit den Händen? Nein, unmöglich, in diesem zivilisiertem Land muss man mit Besteck essen und wenn man kein Besteck haben darf, gibts eben auch kein warmes Essen. Ganz logische Schlussfolgerung...

Nachdem die Gefangengenzeitung "Lichtblick" aus dem Knast in Tegel von den Methoden der Wärter und Anstaltsleitung berichtete, bekam Peter J., gaaaanz zufälligerweise am gleichen Tag der Artikelerscheinung wieder (Plastik)besteck und eine warme Mahlzeit.

Ich finde es geht zu weit, Häftlingen ihre Nahrung, ihre tägliche warme Mahlzeit vorzuenthalten, auch wenn sie manch ein Überlebenskünstler der Straße weitaus mehr verdient hätte. Und auch wenn sie manch ein Vebrecher quer durchs Gesicht gezogen werden sollte, sprich lieber ins Klo statt in den Magen eines Menschen, der Kinder eingefroren hat oder sonstige Ungeheuerlichkeiten in seinem Lebenslauf verzeichnet hat. Doch wo kommen wir hin, wenn wir unser solcher mittelalterlichen Foltermethoden bedienen und was sind wir dann noch besser? Größe zeugt nicht von Gewalt.

Auf der anderen Seite kann ich das Verhalten der Wärter nachvollziehen, wie oben schon erwähnt, Überbelegung, Personalmangel, schlechte Ausstattung = unberechenbare Teile im Personal das gibts auch in Pflegeheimen, Krankenhäusern, bei der Polizei halt überall wo Menschen Macht über andere haben.

Am besten wär die Knackis in den Städten und Gemeinden müssten für die Obdachlosen und Armen mitkochen, das wär mal Resozialisierung.

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