Freitag, 9. Dezember 2011

Die Presse titelt - "Vom Skinhead zum Sozialdemokraten"

Jo geil ey, hab mir gerade mal den ersten Kaffee reingekippt und schaue mit welch grausiger Meldung ich die Welt heute schockieren kann und siehe da, ein Klick und mir wird schlecht.

Die Überschrift verschiedenster kleinerer Presseorgane heute

"Vom Skinhead zum Sozialarbeiter"

Das Wort "Skinhead" *muss* natürlich in die Überschrift und wird in dem langen Artikel "nur" noch einmal erwähnt. (Auch) durch die Platzierung in der Überschrift des vom grundlegenden Inhalt her gesehen, eigentlich sehr lohnenswerten Artikels, wird wieder einmal der Skinheadkult mit der Neonaziszene gleichgesetzt. Desweiteren unterstellt die Überschrift schon einer ganzen Subkultur eine politische Ausrichtung zu haben und indoktriniert, dass es nicht möglich ist, Skinhead und Sozialdemokrat in einer Person und zur gleichen Zeit zu sein.
Ganz oben steht das Wort Skinhead, dann geht`s los, Hervorhebungen in rot von mir:

"Vom Skinhead zum Sozialdemokraten

Mainburg/Kelheim. Manuel Bauer ist ein freundlicher und höflicher, ja liebenswürdiger Zeitgenosse. Bis vor fünf Jahren war der 32-Jährige ein gefürchteter Neonazi, dem Blut an den Händen klebte. Als Skinhead hat er Ausländer verprügelt, ein indisches Kind niedergetreten, eine Dönerbude angezündet, Menschen erpresst und bei einem homosexuellen Geschäftsmann eine Scheinhinrichtung mit einer Pistole vorgenommen. Im Gefängnis haben ihm ausgerechnet zwei türkische Mithäftlinge geholfen, als Neonazis auf ihn einschlugen, weil er sich von der Szene lossagen wollte. "Die haben mir das Leben gerettet." Das war für Manuel Bauer das Erweckungserlebnis.

Heute ist er ein neuer Mensch. Als Kenner des braunen Sumpfes versucht er, anderen ausstiegswilligen Neonazis zu helfen, den Absprung zu finden. Er hält jährlich rund 50 Vorträge und warnt dabei vor der Gefahr von Rechts. Dieser Tage hat der frühere Anführer der "Wehrsportgruppe Racheakt" und der Gründer des "Bund arischer Kämpfer" vor den Zehntklässlern am Kelheimer Donau-Gymnasium referiert. Er schilderte anschaulich und in einer den Jugendlichen angepassten Sprache, wie er in die Fänge des Rechtsextremismus geraten ist. Und er klärte die männlichen Schüler über die perfiden Anwerbestrategien der "Bewegung" auf, die dafür vor allem eigens ausgebildete junge hübsche Frauen einsetzt.


Die Abgründe des braunen Terrors, die in den vergangenen Wochen deutlich geworden sind, haben aus Manuel Bauer über Nacht einen gefragten Interviewpartner gemacht. Er war Gast in der Talkshow von Günter Jauch. Die Magazine Spiegel und Stern haben dem Nazi-Aussteiger lange Geschichten gewidmet. Allein in den vergangenen drei Tagen hat er neun Vorträge gehalten. Nach seinem Auftritt am Kelheimer Gymnasium wartet schon ein Fernsehteam von Sat1 auf ihn. Um den Medienrummel zu bewältigen, hat sich Bauer eigens Urlaub genommen. Er ist für eine Zeitarbeitsfirma tätig, hat eine Frau. Doch sein Wohnort ist geheim.


Denn die Schatten der Vergangenheit schweben noch immer drohend über dem Ex-Nazi. In der Szene ist ein Kopfgeld von 10000 Euro auf ihn ausgesetzt. Im Internet hetzen die Kampfgenossen von einst gegen ihn. Sie wähnen sich im Krieg und werfen ihm "Hochverrat und Desertation" vor. Darauf steht gemäß "Kriegsrecht" die Todesstrafe. Deshalb steht Bauer unter Polizeischutz.


"Man gewöhnt sich daran", meint er lapidar zu der ständigen Bedrohung. Sie hindert ihn nicht an seiner Mission, junge Leute vor der rechten Szene zu warnen. Er sieht seine Tätigkeit auch ein Stück weit als Wiedergutmachung für die begangenen Verbrechen an: "Ich möchte mir mein schlechtes Gewissen von der Seele reden."


Dass der Sachse aus Torgau auf die schiefe Bahn geraten würde, war nicht absehbar. "Ich hatte eine sehr schöne und glückliche Kindheit", erzählt er. Er sei christlich erzogen worden, habe aber den Jungpionieren angehört. Seine Eltern lebten in der damaligen DDR in einem viehwirtschaftlichen dörflichen Kombinat. "Sie hatten Arbeit und keine Geldsorgen." In der Mangelwirtschaft der DDR seien nur ständig alle möglichen Waren nicht zu bekommen gewesen. So kreisten die Träume des kleinen Manuel um Berge von Bananen und Schokoriegel.


Mit dem Fall der Mauer im Herbst 1989 wurden diese Wünsche Wirklichkeit. Zunächst habe allgemeine Euphorie geherrscht, erinnert sich Bauer. Doch dann schlugen die wirtschaftlichen Folgen durch. "Der Kuhstall, der Kindergarten und der Tante-Emma-Laden wurden zugesperrt." Die Dorfclique habe über Nacht alle bisher gültigen Werte eingebüßt. Die Ehe der Eltern scheiterte an Arbeitslosigkeit und Alkohol. Das Haus der Pioniere wurde in ein Asylbewerberheim verwandelt. Dort seien die "Asylbetrüger" eingezogen, wie sie in der rechten Szene genannt wurden.


Bauer scheut sich bei seinem Vortrag am Donau-Gymnasium nicht, Worte in den Mund zu nehmen, die seit dem Jahr 1945 weitgehend tabu sind. Er erläutert den Schülern, was "Rassenschande" oder die "Jüdische Weltverschwörung" ist - beides verpönte Begriffe aus dem Dritten Reich, die in den Jargon der Neonazis von heute Eingang gefunden haben. "Immer mehr Schulfreunde liefen damals mit Bomberjacke, Springerstiefeln und Glatze herum." Der Gruppendruck auf den 14-jährigen Manuel nahm zu. Eines Tages trennte auch er sich von seinen langen Haaren - zum Entsetzen seiner Eltern. Bier und Schnaps seien geflossen. Zur lautstarken Musik rechtsradikaler Bands habe man Kampftänze aufgeführt. In den Liedertexten werde "zum Kampf gegen Juden und Kümmeltürken" aufgerufen. "Schwule, Lesben und Behinderte hielten wir für Volksschädlinge."


Die Kelheimer Schüler erschauern, als er berichtet, wie braune Kampfgenossen einem Gegner das Handgelenk mit einem Baseballschläger zertrümmerten. Bauer stieg in der rechtsradikalen Szene schnell auf. Er war bei Wehrsport-Lagern in Tschechien und Polen mit dabei, lernte Schießen, Bombenbauen und Überlebenstechniken. Obwohl sie selbst erbitterte Gegner von Multikulti und der Globalisierung seien, würden die in vielen Ländern agierenden Neonazis gut vernetzt zusammenarbeiten, erklärt Bauer. Trotz der militanten Ablehnung des Islam gebe es sogar Verbindungen zu radikalen Muslimen. Aus arabischen Ländern fließe den deutschen Neonazis Geld zu, weiß Bauer. Denn es gelte, einen gemeinsamen Todfeind zu bekämpfen: Israel und den US-Imperialismus.


Die kriminelle Vergangenheit von Bauer gleicht einem Streifzug durch das Strafgesetzbuch: Erpressung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Vandalismus und Gründung einer verfassungswidrigen Organisation. Um an Geld zu kommen, erpresste er einen schwulen Geschäftsmann und drohte ihm mit der Erschießung. "Das war meine letzte Straftat." Seine Haftstrafe hat Manuel Bauer verbüßt. Nach der Entlassung stand er ohne Schulabschluss und Ausbildung da. Heute ist er stolz, Homosexuelle, Ausländer und Juden zu seinen Freunden zählen zu dürfen. Und er betrachtet sich als Sozialdemokraten.

Ortsinformation:  Deutschland > Kelheim "

Alles unter dem Pseudonym Skinhead.

!Rechte Spacken sind keine Skins!
 Man ey, ihr Knallköppe das sind Boneheads oder zumindestens Nazi-Skins, soviel Zeit muss sein, ich hab`s satt, dass wegen eurer Artikel ältere Leute die Strassenseite wechseln und lieber über den Bürgersteig stolpern als an mir, "dem Skinhead", vorbei zu laufen.

Dieser brachial geschriebene Artikel suggeriert geneigtem Leser folgende Gedankenkette:

Skinhead - Neonazi - Baseballschläger - Springestiefel - Gewalt - Ausländer- und Demokratieverachtend - blutrünstiger Schläger ohne Hemmungsschwelle - Skinhead.

Doch sei dieses ernsthafte Klassifizierungsproblem der Presse zu der "Skinheadbewegung" mal außer Acht gelassen birgt der Artikel sogar ein kleiners Schmankerl in sich.

Von ehemaligen Kampf"genossen" ist da die Rede, sogar zweimal. Nein, Herr Bauer war vor seiner Neo-Nazi Zeit kein Anhänger Stalins, der Schreiberling des Artikels hielt das Wort "Kampfkameraden" bestimmt für "zu weit hergeholt" und so steckte er die ehemaligen Nazikumpels des auferstandenen Sozis Bauer mal schnell und die rote Flagge.

Na wenn das die Genossen wüssten, wer auch immer das nun sein mag!


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