Freitag, 11. März 2011

Die Abwertung der Anderen - "europäische Zustandsbeschreibung" Zahlen und Fakten

Die Linken wie z.B. die taz entrüsten sich, die Rechten wie z.B DeutschlandEcho freuen sich in stiller Dokumentation der Ergebnisse einer Studie, die bereits 2008 telefonisch durch Angehörige der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt wurde. Viele Seiten, die ich mir täglich anschaue, berichten über diese Studie, picken sich die Zahlen raus, die sie gerade für ihren Artikel benötigen, doch verlinken tut die Studie keiner und es war auch nicht gar nicht so leicht diese zu finden.

Hier ist sie als PDF Dokument

Sie umfasst stolze 420 Seiten und befasst sich mit der europäischen Menschenfeindlichkeit, also den Vorurteilen einzelner Gruppierungen gegenüber allein aufgrund der Merkmale die diese Gruppierung (angeblich) ausmachen (sollen), einfacher - es geht um Rassismus und Faschismus. In 8 europäischen Ländern (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen, Portugal, Italien, Niederlande, Ungarn) wurden jeweils 1000 Menschen telefonisch zu Diskriminierung und Rassismus befragt. Wobei in Deutschland 84 % der Befragten ohne Migratinshintergrund waren. 50% der Befragten aus Deutschland gaben an, "es gebe zuviele Zuwanderer hier" (höchste Wert in England mit 62,5 %) gleichzeitig gaben auch 75 % aus Deutschland an, das "Zuwanderer unsere Kultur bereichern".
In der Antisemitismus Frage ist Ungarn (trauriger) Spitzenreiter dort behaupten 69,2 % der Befragten "Die Juden haben zuviel Einfluss im Land" in Deutschland bekunden dies immerhin noch 19,2 %. Die Vorstellung, dass "Die Juden Vorteile aus ihrer geschichtlichen Opferrolle ziehen" haben 48 % der aus Deutschland Befragten.
In der Rassismusfrage sind immerhin 13,5 % der Befragten aus Deutschland der Meinung "Schwarze und Weiße sollten nicht heiraten" (Spitzenwert wieder Ungarn 30,3%). 50,1 % der aus Deutschland Befragten glauben "unsere Kultur vor dem Einfluss anderer Kulturen schützen zu müssen" (Ungarn 78 %).
In der Islamfrage sagen 46, 1 % (Ungarn 60,7 %) der Befragten aus Deutschland "es gebe zuviele Muslime in Land" und nur 16,1 % glauben "die muslimische Kultur passe zu unserer", das ist der schlechteste Wert unter allen 8 Ländern, komische behaupten in Ungarn 30 % der Befragten, "die muslimische Kultur passe zu unserer". Interessant ist auch, in allen Ländern sind über 70 % (Deutschland 76 %) der Meinung "Die muslimischen Ansichten über Frauen widersprechen unseren Werten", Spitzenreiter ist hier Italien mit 82,5 %.
In der Sexismusfrage sind 88,4 % der Ungaren der Meinung "Frauen sollten ihre Rolle als Ehefrau und Mutter ernster nehmen" (Deutschland 52,7 %)
In der Homophobiefrage sind gerade die Polen am tolerantesten. 88,2 % sagen hier, "dass Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen" in Ordnung seien. Na wenn das der Papst wüsste.

Fazit in Ungarn, wo eine rechtspopulistische Partei mit zweidrittel Mehrheit im Parlament regiert, gibt es am meisten Menschenfeindlichkeit, wie die Studie sich auszudrücken vermag. In den Niederlanden und Portugal am wenigsten, Deutschland bewegt sich meist im Mittelfeld, wie immer wenn es um Aussagekraft und Meinungen geht.

Weiterhin geht es in der Studie noch um die Frage nach Führerfiguren und Autoritarismus wie "Disziplin in der Schule" oder "das vorgehen gegen Unruhestifter um Recht und Ordnung zu bewahren", beide Ansätze werden in hohen Prozentzahlen auch aus Deutschland mit über 80% verlangt.

Das diese "Studie" wirklich repräsentativ ist, wage ich zu bezweifeln, man kann nicht nur 8000 Menschen aus 8 Nationen (allein Deutschland hat um die 82 Mil. Einwohner) telefonisch befragen und meinen man hätte wegweisende Daten und Eindrücke über eben diese Nationen gewonnen. Diese Studie kann höchstens grobe Hinweise auf politische Tendenzen, die eh allen klar waren, geben. Dennoch ist so eine eigentlich aussagearme Studie ein gefundenes Fressen für rechts wie links, sie wird natürlich gleich instrumentalisiert und politisiert. Die für die jeweilige Organisation gerade passenden Daten werden verwendet, die negativ empfundenen werden erst gar nicht erwähnt.

1 Kommentar:

  1. "Das diese "Studie" wirklich repräsentativ ist, wage ich zu bezweifeln, man kann nicht nur 8000 Menschen aus 8 Nationen (allein Deutschland hat um die 82 Mil. Einwohner) telefonisch befragen und meinen man hätte wegweisende Daten und Eindrücke über eben diese Nationen gewonnen."

    Das stimmt so nicht, beispielsweise wird bei repräsentativen Wahlumfragen auch immer nur ein Bruchteil der Bevölkerung befragt, in der Regel nur einige tausend Leute und trotzdem stimmen die Werte immer bis auf Abweichungen von ungefähr 0,2 - 0,4 Prozent. Man kann mit empirischen Studien, vorausgesetzt man macht es richtig schon eine relative genaue Aussage über die Gesamtbevölkerung machen.

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