Samstag, 25. Dezember 2010

Heiligabend im Altenpflegeheim - traurig -!!! oder etwa nicht???

(Alle Namen sind frei erfunden)

Mein Spätdienst begann um 13 Uhr, es war der 24.12.2010, Heiligabend. Ich habe diesen Abend nicht, wie die meisten, im Kreise der Familie und/oder guten Freunden verbracht. Ich hatte Dienst, bis 21 Uhr. Klar könnte man danach noch so einiges machen in die Stadt gehen, zu meinen Eltern fahren nur hatte ich heute, am 25.12.2010 Früdienst, musste um 5 Uhr aufstehen. Eine Zeitspanne von 8 Stunden trennten mich von Schicht zu Schicht und ich habe dazu noch einen Hund (den coolsten Dalmatiner den es gibt) der schwanzwedelnd und erwartungsvoll auf mich zu gestürmt kommt wenn ich nach Hause komme, als wolle er sagen "LOOOOOS Alter. lass mich stundenlang im Schnee rumrennen" . Natürlich kann ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen wenn er mich mit seinem Hundeblick ansieht. Naja, zurück zum Thema, Spätdienst, Heiligabend, schlechte Laune zu Beginn. Auf dem Wohnbereich auf dem ich arbeite leben 19 Menschen, eine Dame liegt im Krankenhaus, drei Bewohner wurden von Angehörigen abgeholt, alle anderen blieben in ihrem Zuhaus, im Pflegeheim. Dienst hatte ich mit Karola, einer Pflegeassistentin, eine examinierte Altenpflegerin ist natürlich immer in erreichbarer Nähe, d.h. auf einem naheliegenden Wohnbereich und kann bei Bedarf jederzeit angerufen werden. Die Pflegekräfte haben bei uns alle schnurlose Telefone und mithilfe von Kurzwahlnummern ist es eine Sekundensache jemanden zu erreichen. Während der Dienstübergabe erfuhren Karola und ich, dass Angehörige geplant hatten für die Bewohner Glühwein zu kochen um in gemütlicher Atmosphäre zusammen zu sitzen. O.K Stimmung schonmal etwas besser. Der Frühdienst verließ das Haus, nachdem Karola und ich "noch eine geraucht" hatten. Ich schrieb noch etwas an einer Pflegeplanung (Ich befinde mich im 3. Ausbildungsjahr zum ex. Altenpfleger) und Karola bereitete wie üblich den Nachmittagstee im Aufenthaltsraum vor, der ist mehr wie ein Wohnzimmer, mit "LaminatPVC", Weihnachtsbaum, alten Möbeln und 5 Tischen die verteilt wie in einem Cafe stehen, recht gemütlich und wenig an ein Heim erinnernd, mehr wie eine Cafeteria in der sich die Senioren treffen. Doch heute war es anders. Gegen 15 Uhr kamen beinahe zeitgleich Angehörige von verschiedenen Bewohnern und brachten Glühwein, Kekse, Lebkuchen, Schokolade und Geschenke für das Personal und die Bewohner mit. Wir stellten alle Tische zusammen und 14 von 15 auf dem Wohnbereich lebenden Menschen kamen in den Aufenthaltsraum oder wurden von Karola und mir gebracht, je nach Mobilität und Allgemeinzustand, wie man so schön sagt. Wir sangen zusammen und tranken Glühwein/Kinderpunsch, Eierlikör, Plum aßen Kekse sangen Weihnachtslieder lachten und scherzten und alle vergaßen ihre schwere Krankheiten und Gebrechen und fühlten sich einfach wohl. Ich hielt eine kleine Ansprache:

"Darf ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten, ich möchte nur sagen wie sehr ich mich darüber freue, dass Sie alle gekommen sind und so schön zusammen feiern. Ich bin glücklich darüber, dass hier so eine Gemeinschaft entstanden ist und Sie sich alle so gegenseitig unterstützen, es macht Spaß mit Ihnen zu arbeiten und ich verbringe meinen heiligen Abend sehr gerne mit Ihnen gemeinsam."

Das musste einfach raus, ich war so gerührt in dieser Situation, danach gab es dann noch Kartoffelsalat und Würstchen und dann sah man in den ersten Augen der mir so ans Herz gewachsenen Menschen, "Es war toll, aber bring mich bitte ins Bett" klar, mach ich. Zur Erinnerung: Es ist kein Wohnheim indem ich arbeite, es ist eine Pflegeheim und bei uns leben Menschen die Schlaganfälle und Herzinfarkte hinter sich haben, Menschen mit großen Wunden und Krankheiten wie Krebs, Parkinson und Demenz und die meisten sind jenseits der 75 Jahre. Alle haben sich soviel Mühe gegeben und jeder hat entsprechend seiner Fähigkeiten dazu bei getragen, dass dies ein unvergesslicher Dienst am Heiligen Abend wurde und auch der Frühdienst heute ging leichter von statten als ich dachte. Mal schauen wie es morgen wird, ja und morgen, morgen sehe ich dann auch meine Familie.

!!!Weihnachten ist was ihr draus macht!!!

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